1
Wie wenn der erste Strahl vom jungen Tage
Im Lande glänzt, benetzt von Gottes Blut,
Wenn Ebro hinfließt unter hoher Waage,
4
Und Mittagshitz’ erwärmt des Ganges Flut,
So stand die Sonn’ itzt, drob der Tag entflohe,
Als uns ein Engel glänzt’ in heitrer Glut.
7
Er sang am Felsrand, außerhalb der Lohe:
„Beglückt, die reines Herzens sind!“ – und mehr
Als menschlich war sein Ton, der mächt’ge, frohe.
10
Drauf: „Weiter nicht, ihr Heil’gen, bis vorher
Die Glut euch nagte! Tretet in die Flammen,
Und seid nicht taub dem Sang von dortenher!“
13
Dies Wort ertönte jetzt, da wir zusammen
Uns ihm genaht, so schrecklich in mein Ohr,
Als hört’ ich mich zum schwersten Tod verdammen.
16
Ich sank auf die gefalt’nen Hände vor,
Ins Feuer schauend, – wen ich brennen sehen,
Deß Bild stieg itzt vor meinem Geist empor.
19
Die Führer nahten sich, mir beizustehen,
Und tröstend sprach zu mir Virgil: „Mein Sohn,
Du kannst zur Qual hier, nicht zum Tode gehen.
22
Gedenk’, gedenke, – konnt’ ich früher schon
Dich sicher auf Geryons Rücken führen,
Wie jetzt, viel näher hier bei Gottes Thron!
25
Wär’ auch die Glut noch loher anzuschüren,
Und stündest du auch tausend Jahre drin,
Doch dürfte sie dir nicht ein Haar berühren.